Eigentlich unfassbar, wie schnell man sich an manche Dinge gewöhnt. Das gilt auch und besonders für unser eigenes Wohnmobil, über dessen Anschaffung wir uns weit über ein Jahr lang Gedanken gemacht haben und auf das wir nach der Bestellung dann sehnsüchtig gewartet haben. Jetzt ist es schon wieder 5 Monate her, seit dem wir unser „Womo“ bei einer ziemlich chaotischen Übergabe unter Corona-Bedingungen durch unseren örtlichen Carthago-Händler in Empfang nehmen durften. Zeit also für ein erstes Zwischen-Fazit.
Entspanntes Fahren auf Mercedes-Basis
Bei unseren „Test-Fahrten“ mit verschiedenen Miet-Mobilen hatten wir die Gelegenheit, sowohl Fahrzeuge auf Fiat-Ducato-Basis als auch auf Mercedes-Sprinter-Basis auszuprobieren. Der Fiat Ducato ist ein sehr robustes und in der Reisemobil-Branche seit langem bewährtes Modell. Trotz dieser Vorzüge waren wir von den Wohnmobilen auf Mercedes-Basis von Anfang an stärker angetan, da zumindest nach unserem subjektiven Eindruck das Fahrverhalten und der Fahrkomfort deutlich besser sind.
Und so entschieden wir uns bei unserer Wohnmobil-Bestellung trotz des Aufpreises schließlich für ein Modell auf Mercedes-Basis. Diesen Entschluss haben wir nicht bereut. Das Reisemobil lässt sich wunderbar entspannt und komfortabel fahren, wobei insbesondere das handliche Lenkrad, das moderne und ergonomische Cockpit und die gute Straßenlage „PKW-Feeling“ aufkommen lassen. Obwohl wir Wohnmobil-Neulinge sind, hatten wir von Anfang an nie das Gefühl, das Fahrzeug nicht beherrschen zu können – eine Sorge, die uns im Vorfeld in Anbetracht der Größe des Mobils durchaus Kopfzerbrechen bereitet hatte.
Als besonders positiv sind uns bei unseren ersten Fahrten die leichtgängige 9-Gang-Automatik, der aktive Abstandsassistent Distronic und das Infotainement-System MBUX aufgefallen. Nicht ganz so gut gefallen hat uns, dass es beim integrierten Navigationssystem von Mercedes nicht möglich ist, die Navigation auf ein Wohnmobil mit 4,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht anzupassen. Dieser Mangel führte zu einigen „brenzligen“ Situationen, da uns das Navi unter zu niedrige Brücken oder auf für LKWs nicht zulässige Straßen führen wollte. Aus diesem Grund haben wir uns nach kurzer Zeit dazu entschlossen, ein zusätzliche Navigationsgerät von Garmin (Camper 770 LMT-D) anzuschaffen. Wir hoffen, dass Mercedes da noch einmal nachbessert.
Einen wichtigen Beitrag zum angenehmen Fahrverhalten unseres Wohnmobils leisten mit Sicherheit auch die 18-Zoll-Felgen von Borbet, die uns von unserem Carthago-Händler wärmstens empfohlen wurden. Sie sorgen für ausreichenden Federungskomfort und machen zumindest nach unserem Dafürhalten eine gesonderte Luftfederung verzichtbar. Ganz nebenbei tragen sie, so finden wir, zusammen mit der silbernen Außenfarbe zum schicken Auftritt unseres Wohnmobils bei.
Wohlfühl-Atmosphäre im Innenraum
Der ausschlaggebende Grund, warum wir uns nach langer Überlegung für ein Wohnmobil von Carthago entschieden haben, war die Tatsache, dass wir uns in den Fahrzeugen dieses Herstellers vom ersten Moment an wohl gefühlt haben. Bei allen Zahlen und Fakten, die wir im Vorfeld verglichen und bewertet haben, spielte am Ende doch das „Bauchgefühl“ die entscheidende Rolle. Und das war für uns bei keinem anderen Hersteller so gut wie bei Carthago.
Nach 5 Monaten lässt sich feststellen, dass uns unser Bauchgefühl nicht getäuscht hat. Der Innenraum unseres Wohnmobils entfaltet nach unserer subjektiven Wahrnehmung eine wohlige und gemütliche Atmosphäre, die wir nicht mehr missen möchten. Wenn wir nach einem Ausflug oder Spaziergang zurück ins Wohnmobil kommen, haben wir tatsächlich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Was will man mehr!
Die drehbaren Frontsitze und die Sitzecke im Wohnbereich sind bequem und auch unsere Sorge, das helle Leder könne zu empfindlich sein, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Und das, obwohl unsere Hündin Josie immer mit dabei ist. Als etwas gewöhnungsbedürftig empfinden wir den Ess-Tisch, der sich nur recht schwergängig verstellen lässt und der durch seine Größe für etwas beengte Platzverhältnisse sorgt.
Ein echtes Highlight ist aus unserer Sicht die Innenraum-Beleuchtung unseres Carthagos. Zahlreiche Spots und LED-Bänder sorgen für ein stimmungsvolles Ambiente. Besonders gut gefällt uns, dass man die meisten Lichter dimmen kann, was die gemütliche Atmosphäre noch einmal verstärkt.
Bewährt hat sich auch, dass wir uns gegen ein Hubbett und für ein zusätzliches Dachfenster im Wohnraum entschieden haben („Sky Dream Comfort“). Dadurch wirkt es im Wohnmobil wunderbar hell und luftig.
Die Küche für unterwegs
Wenn wir mit dem Wohnmobil auf Reisen sind, haben wir meistens keine Lust aufwändig zu kochen. Trotzdem wissen wir die gut ausgestattete Küche absolut zu schätzen. Der große „Tech-Tower“ bietet viel Platz für Kühl- und Gefriergut und wird durch einen kleinen Einbau-Gasherd ergänzt, der sich allerdings wirklich nur für einfache Gerichte oder zum Aufwärmen bzw. Aufbacken eignet und durch seine Unterbringung über dem Gefrierfach auch nur von groß gewachsenen Menschen bedient werden kann.
Gut gefallen uns auch die praktischen Auszüge im Küchenbereich sowie der eingebaute Apotheker-Schrank. Unser absolutes Highlight in der Küche ist aber die Kaffee-Maschine, die mithilfe eines Liftes elegant und platzsparend hinter den Oberschränken verstaut werden kann. Durch den eingebauten Wechselrichter kann die Kaffeemaschine auch dann benutzt werden, wenn kein „Landstrom“ zur Verfügung steht – zumindest solange, wie genug Strom von den zwei verbauten 80 A-Gel-Batterien geliefert wird.
Stauraum ohne Ende
Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist, kennt die Sorge: Reicht der Stauraum? Bei unserem Carthago hat sich sehr schnell gezeigt, dass diese Sorge unbegründet ist. Vor allem der Verzicht auf ein Hubbett hat sich da positiv ausgewirkt. Allein im Wohnbereich stehen sieben geräumige Oberschränke zur Verfügung. Außerdem gibt es zahlreiche Zusatzfächer und Klappen, z.B. unter den Sitzbänken oder im beheizten Doppelboden.
Für die Unterbringung der Kleidung gibt es zwei große Kleiderschränke unter den Betten und auch für die Schuhe gibt es ein eigenes Fach. Und falls der Stauraum noch immer nicht ausreicht, steht noch die riesige Heckgarage zur Verfügung, die ohne Probleme Platz für Camping-Tisch und -Stühle sowie jede Menge Zubehör bietet.
Bad & WC mit pfiffigen Lösungen
Der Bad- und WC-Bereich kommt in unserem Carthago als sogenanntes „Raumbad“ daher, d.h. man kann auf Wunsch die separate Dusche und den Raum mit WC und Waschbecken durch Öffnen einer Tür zu einem für Wohnmobil-Verhältnisse geräumigen Badezimmer umgestalten. Die Privatsphäre kann dabei durch eine zusätzliche Tür zum WC sowie durch eine Schiebetür, die das Bad zum Schlafbereich abtrennt, gewahrt werden.
Insgesamt hat sich, trotz unserer anfänglicher Skepsis, diese Lösung für uns bewährt – auch wenn man sich gelegentlich noch mehr Platz im Bad wünschen würde, was aber „Jammern auf hohem Niveau“ bedeutet. Nicht ganz glücklich ist aus unserer Sicht, dass sich die Schiebetüren der Dusche nicht komplett aus ihrer Führung heben lassen, was die Reinigung der Dusche ein wenig erschwert.
Ein gemütlicher Schlafbereich
Bei unseren Überlegungen, die wir im Vorfeld des Wohnmobilkaufs angestellt haben, spielte die Beschaffenheit des Schlafbereichs immer eine große Rolle. Was nützt das schönste Reisemobil, wenn man nicht entspannt und komfortabel liegen und schlafen kann? Bei unseren Test-Fahrten mit unterschiedlichen Miet-Modellen stellte sich schnell heraus, dass ein Grundriss mit Längseinzelbetten, die man auf Wunsch zu einem großen Bett erweitern kann, unseren Ansprüchen am besten entspricht. Und außerdem sollte der Aufstieg ins Bett nicht allzu beschwerlich sein.
Nach unserer Überzeugung bewältigt aktuell kein anderer Wohnmobil-Hersteller diese Herausforderung so gut und clever wie Carthago. Die Betten in unserem Mobil bieten einen wunderbaren Liegekomfort und der Aufstieg über eine verschiebbare Treppe ist aus unserer Sicht genial gelöst.
Nicht missen möchten wir auch die geräumigen Oberschränke im Schlafbereich, die genügend Stauraum für allerlei Kleidungsstücke bieten.
Solide Technik
Für wohlige Wärme im gesamten Wohnmobil sorgt eine Warmwasser-Heizung von Alde, die wir auf Empfehlung unseres Händlers statt einer Gebläse-Heizung bestellt haben. Auch diese Entscheidung haben wir nicht bereut, da sich die Heizung im Alltag unseres Erachtens deutlich angenehmer anfühlt als die Truma-Gebläse-Heizungen, die wir aus einigen Miet-Mobilen kannten. Gegen Kälte im Fahrer-Haus soll eine zusätzliche Fußboden-Matte helfen, die an die Alde-Heizung angeschlossen ist.
Als sehr praktisch empfinden wir die automatische Gas-Flaschen-Umschaltung durch die eingebaute Truma DuoControl CS – ein Luxus, auf den wir in den meisten Miet-Wohnmobilen verzichten mussten. So schwindet die Angst, mitten in der Nacht und/oder bei eisiger Kälte um das Wohnmobil laufen zu müssen, um manuell von einer auf die andere Gas-Flasche umzuschalten. Dass zusätzlich ein Crash-Sensor eingebaut ist, ermöglicht es, die Gas-Anlage auch während der Fahrt zu betreiben, sodass wir jetzt nicht mehr, wie bei früheren Miet-Mobilen, bei jedem Stopp erst das Fahrzeug verlassen und die Gas-Flasche aufdrehen und vor der Weiterfahrt wieder zudrehen müssen.
Sehr bewährt hat sich auch die Solaranlage von Büttner (380 Wp), die unser Händler im Sommer noch nachinstalliert hatte. Sie ermöglicht uns, auch mal ohne externe Stromversorgung entspannt ein paar Tage frei zu stehen – ein Gefühl der Sicherheit, das wir nicht mehr missen möchten.
Für Unterhaltung ist gesorgt
Was die Unterhaltung im Reisemobil angeht, so hat sich der große 32-Zoll-Fernseher im Wohnbereich bewährt, der im Zusammenspiel mit der Oyster-Sat-Anlage für ein gestochen scharfes Bild sorgt. Um die TV-Optionen noch ein wenig zu erweitern, haben wir zusätzlich eine „Apple TV“-Box angeschlossen, die uns dank mobilem LTE-Router (tp-link M7350) ermöglicht, auch unterwegs Streaming-Angebote zu nutzen.
Nicht ganz so zufrieden waren wir mit dem Ton des Fernsehers, der immer wieder durch Störgeräusche nervte. Nach kurzer Zeit haben wir uns deshalb entschlossen, als Ersatz eine Bluetooth-Soundbar (alphatronicsSound 1.4.0) anzuschaffen. Der Fernseher im Schlafbereich war bisher nur sehr selten im Einsatz, hat bei diesen wenigen Gelegenheiten aber einwandfrei funktioniert.
Mängel
Aus zahlreichen Berichten von anderen Wohmobilisten wissen wir, dass bei einem Neufahrzeug eigentlich immer mehr oder weniger viele Mängel auftreten. Manche haben da wirklich sehr viel Pech gehabt. Zu unserem Glück haben sich bei unserem Wohnmobil die Mängel bisher absolut in Grenzen gehalten. Lediglich drei Punkte sind derzeit, 5 Monate nach Kauf, zu nennen.
Erstens spielte bei unserer Sommer-Reise 2020 zwischenzeitlich die automatische Trittstufe an der Fahrertür verrückt und fuhr gelegentlich auch dann aus, wenn die Tür geschlossen war. Dieses Problem bestand aber nur für zwei bis drei Tage, danach trat der Fehler nicht mehr auf.
Zweitens löste sich beim Rollo eines Dachfensters im Wohnbereich eine Schnur, die offenbar dafür verantwortlich ist, das Rollo sauber in der Führung zu bewegen. Wir haben zunächst versucht, die Schnur selbst wieder zu befestigen, waren dabei aber nicht erfolgreich, sodass wir unseren Händler demnächst bitten werden, die Reparatur im Rahmen der Garantie zu erledigen. Das Rollo lässt sich bis dahin aber auch so öffnen und schließen.
Drittens gibt es ein kleines Problem mit dem Frontscheiben-Rollo, dass beim Hochschieben nicht mehr in der obersten Stellung einrastet. Wir hatten erst Sorge, das Rollo könnte nun während der Fahrt ungewollt herunterrutschen, aber tatsächlich ist das bisher zum Glück nicht passiert. Trotzdem werden wir den Händler bitten, auch diesen Fehler zu beseitigen.
Verglichen mit anderen Wohnmobil-Käufern halten sich die Mängel bei unserem Carthago so bislang absolut in Grenzen. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind wir darüber sehr glücklich.
Fazit
Natürlich gibt es immer ein paar Sachen, die kritikwürdig sind. Aus unserer Sicht sind das die etwas beengten Verhältnisse im Sitzbereich in Kombination mit dem schwergängigen Ess-Tisch, die schwierige Reinigung der Dusche, das nicht Wohnmobil-angepasste Navigationssystem sowie die trotz zusätzlich bestelltem „Steckdosen-Paket“ etwas dürftige Ausstattung mit USB- und 230 V-Steckdosen.
Würden wir unser Wohnmobil jetzt, also nach 5 Monaten Nutzung, noch einmal genau so wieder kaufen? Uneingeschränkt: ja! Wir sind sowohl mit der Beschaffenheit als auch mit der Qualität unseres Reisemobils bisher sehr zufrieden und freuen uns, offenbar die für uns richtige Kauf-Entscheidung getroffen zu haben.
Wie so oft im Leben kann auch das Gute noch besser werden. Deshalb spielen wir mit dem Gedanken, die Ausstattung unseres Wohnmobils noch in zweierlei Hinsicht aufzurüsten: zum einen mit einer Stand-Klima-Anlage, die wir während der Hitze des letzten Sommers in Frankreich gelegentlich vermisst haben, zum anderen mit einem Fahrrad-Träger für die Heckgarage, sodass wir zukünftig auch unsere Räder mit auf Reisen nehmen können.
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